BVSU betrachtet Zölle mit Sorge

Auch die deutsche Uhren- und Schmuckindustrie hat Sorgen, dass sich die neuen Trump-Zölle negativ auf die Geschäftsentwicklung niederschlagen, wie Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Schmuck und Uhren (BVSU), in einem kurzen Statement für die GZ sagt. Allerdings würde sich die Nachrichtenlage ständig ändern, was Aussagen für die Zukunft erschwere. Hier im Wortlaut.

08. Apr. 2025 GZ Redaktion
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„Für die deutsche Schmuck- und Uhrenindustrie ist sie Situation sehr unübersichtlich. Zum einen ist zu erwarten, dass die Diskussionen und mögliche Verhandlungen laufend Änderungen ergeben werden. Zum anderen sorgen die unterschiedlichen, zum Teil drastischen Zollsätze für andere Länder zu schwer zu überblickenden Verwerfungen in der globalen Lieferkette.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die USA zwar bei weitem nicht unser stärkster Exportmarkt sind, aber er hat Bedeutung. Viel entscheidender ist jedoch die Tatsache, dass unsere stärksten Abnehmer in Frankreich, Italien und in der Schweiz sitzen. Von den in diese Länder exportierten Waren und Zulieferteile fließen zu einem nicht unerheblichen Teil in Fertigwaren dieser Länder ein. Somit kann es sich bei Exporten in unsere wichtigsten Märkte teilweise um indirekte Exporte in die USA handeln.

Beim direkten Export in die USA ist zunächst einmal festzustellen, dass unsere Produkte auch bisher mit Einfuhrzöllen belegt waren. Diese lagen im Durchschnitt bei ca. 5 % und steigen nun auf 20 %. Das kann negative Auswirkungen bei der Kaufentscheidung amerikanischer Unternehmen haben, welche die erhöhten Einfuhrabgaben mindestens teilweise an den Endverbraucher weitergeben müssen. Auf der anderen Seite können die höheren Zollsätze für andere Länder möglicherweise in einzelnen Fällen dazu führen, dass sich ein Produkt aus Deutschland bzw. der EU in Zukunft in einem verbesserten Wettbewerbsverhältnis befindet als ein Produkt aus anderen Ländern, z.B. China (Einfuhrzoll 34 %), der Schweiz (Einfuhrzoll 31 %) oder Indien (Einfuhrzoll 26 %).

Sorgen bereiten uns insbesondere die Auswirkungen auf die indirekten Exporte. Ein Zollsatz von 31 % auf Schweizer Uhren beim Export in die USA kann beispielsweise zu erheblichen Auswirkungen für die deutschen Zulieferer der Schweizer Uhrenindustrie führen. In diesem Zusammenhang wird auch kritisch zu betrachten sein, ob eine in Deutschland produzierte Uhr als solche gewertet und mit einem Zoll von 20 % versehen wird oder aber im Falle eines in der Uhr verbauten Uhrwerks aus der Schweiz, Japan oder China als Produkt aus diesen Ländern gewertet wird und somit mit einem Einfuhrzoll von 31 %, 24 % oder 34 % belegt wird. Hiervon ist leider – Stand heute – auszugehen.

Auch die Gefahr von reziproken Zollanpassungen der USA auf Gegenmaßnahmen der EU ist mit Sorge zu betrachten. Aktuell sind auf der Vorschlagsliste für Gegenmaßnahmen der EU auch Güter wie Diamanten (geschliffen, aber nicht gefasst), Rubine, Saphire und Smaragde, Silber, Platin, Palladium, Edelmetall und aus einem unedlen Metall hergestellter Fantasieschmuck enthalten. Sollte diese Situation eintreten und die USA wiederum mit reziproken Zöllen reagieren, kann dies zu einer äußerst kritischen Situation führen.

Dass die Maßnahmen der USA und mögliche Gegenreaktionen negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, auf Börsen und Märkte und somit auch nachgelagert auf das globale Konsumverhalten haben werden, liegt auf der Hand und ist ja jetzt schon eindrucksvoll zu beobachten. Die Gesamtauswirkungen können zu diesem Zeitpunkt jedoch durch uns nicht seriös bewertet werden. Wir werden in den nächsten Wochen abwarten müssen, wie es weitergeht.“

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